Massive Open Online Courses repräsentieren ein noch recht junges Paradigma im Bereich universitärer Bildung, das seit dem Jahr 2011 populär geworden ist. Die wesentlichen Aspekte dieser modernen und webbasierten Form des E-Learnings werden deutlich, wenn man das Akronym MOOC ausbuchstabiert - was wir hier tun möchten.
M assive | Potentiell werden tausende wenn nicht gar zehntausende Lerner:innen erreicht, was eine hohe Skalierbarkeit des Bildungsangebots aus Sicht der Kursveranstalter:innen bedeutet. Die Teilnehmenden haben zudem meist eine Vielzahl geografischer und kultureller Hintergründe, was den Austausch innerhalb der Lerngemeinschaft um verschiedene Perspektiven und Ideen bereichert. | |
O pen | Jeder kann teilnehmen, solange er oder sie über eine breitbandige Internetverbindung verfügt. Es gibt keine formellen oder institutionellen Zugangsbeschränkungen. Die Teilnahme selbst ist in aller Regel kostenlos, wobei eine Gebühr für ein identitätsgeprüftes Zertifikat verlangt werden kann. | |
O nline | Die Teilnahme und auch das Kursmanagement seitens des Teaching-Teams erfolgen vollständig online. Moderne Web-Technologien ermöglichen den Abruf von multimedialen Lernressourcen sowie die Bearbeitung und automatisierte Bewertung von Aufgaben. Außerdem ist ein wichtiger Aspekt die Interaktion der Teilnehmer:innen in einer virtuellen Gemeinschaft. All dies erfolgt zumeist browserbasiert und ohne die Notwendigkeit, lokal Software installieren zu müssen. | |
C ourse | Einige Aspekte klassischer Organisationsformen von Bildungsveranstaltungen werden übernommen, in anderer Sicht unterscheidet sich die Struktur eines MOOC: In den allermeisten MOOCs gibt es einen festen Start- und Abschlusstermin und typischerweise wird jede Woche ein neues Kurskapitel freigeschaltet, sodass eine gewisse zeitliche und inhaltliche Struktur vorgegeben ist. Anders als bei klassischen Vorlesungen und Seminaren können sich die Teilnehmenden eines MOOC aber innerhalb einer Kurswoche zeitlich flexibel und ortsunabhängig mit den Lernressourcen auseinandersetzen und asynchron mit den anderen Kursteilnehmern zusammenarbeiten und Inhalte diskutieren. Bei der Zusammenstellung des Curriculums ist es zudem ein wesentliches Merkmal, dass die Kursinhalte in überschaubare Lerneinheiten strukturiert werden und kleinteiliges Feedback zum Verständnis einzelner Konzepte ermöglicht wird. |
Die Kurse auf openHPI reichen von Themen der IT-Sicherheit über Programmier-Workshops für Anfänger bis hin zu komplexeren Datenbank-Technologien für Fortgeschrittene und repräsentieren damit jene Bereiche, die auch zur ausgewiesenen Expertise des Hasso-Plattner-Instituts gehören.
Das Lernerlebnis auf openHPI umfasst folgende Interaktionen:
Das Ganze lässt sich auch anschaulich in unserem animierten Einführungs-Video demonstrieren.
Während hier auf openHPI eigene Kurse mit IT-Bezug angeboten werden, findet unsere eigens entwickelte technische Plattform auch bei anderen MOOC-Angeboten Verwendung: Auf openSAP finden sich Online-Kurse zu verschiedenen Themen im Bereich der beruflichen Weiterbildung und mit mooc.house bietet openHPI weiteren interessierten Institutionen die Möglichkeit, ihre eigenen Kurse durchzuführen. Auf einer eigens für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereitgestellten Instanz der Plattform (OpenWHO), informiert die WHO Betroffene über aktuelle Ausbrüche von Epidemien und Pandemien und schult ihre Mitarbeiter sowie freiwillige Helfer:innen für den Einsatz im Krisengebiet.
Seit Ende der 90er Jahre begannen renommierte Universitäten wie z.B. das MIT und Carnegie Mellon in den USA und die Eberhard Karls Universität Tübingen in Deutschland damit, Videoaufzeichnungen ausgewählter Vorlesungen frei zugänglich ins Netz zu stellen im Sinne einer Öffnung der universitären Lehre gegenüber der interessierten Öffentlichkeit. Beim Stichwort Open Course Ware geht es zunächst einmal vor allem um die Bereitstellung von Lernressourcen.
Auch openHPI hat seinen Vorläufer in dem eigens entwickelten tele-TASK System und zeichnet damit bis heute konsequent die allermeisten Vorlesungen bzw. Gastvorträge auf und macht diese auf einem Online-Portal für seine Studierenden und z.T. für die Öffentlichkeit zugänglich.
Ließe sich das Ganze nicht online auch um andere didaktische Elemente ergänzen wie etwa der Bearbeitung von Aufgaben, Feedback gegenüber dem Lernenden sowie dem aktiven Austausch innerhalb einer Lerngemeinde? Diese Frage stellte sich Sebastian Thrun, damals Professor in Stanford, als er im Jahr 2011 erstmals begann, seinen Kurs zum Thema Künstliche Intelligenz explizit online anzubieten. Die Resonanz zeigte sich in Form einer globalen Schar von gut 160.000 Lernern, die an dem Kurs nur vermittels eines Web-Browsers teilnahmen oder zumindest hereinschnupperten.
Thrun konzentrierte sich nachfolgend auf die Produktion weiterer Kurse, die nicht bloß Vorlesungsmitschnitte und Skripte als Resultate zuvor veranstalteter Präsenzveranstaltungen abfielen, sondern deren Inhalte extra für das Online-Medium strukturiert und zudem um Diskussionsforen zum Austausch innerhalb einer virtuellen Lerngemeinschaft ergänzt wurden. Damit und nach weiteren Experimenten, das Internet als Werkzeug zur Kollaboration im Bereich Lernen zu nutzen, war der MOOC endgültig aus der Taufe gehoben.
Rasch begannen weitere Akteure, komplett online durchgeführte Kurse auf Universitätsniveau anzubieten und seither ist mit mehreren MOOC-Plattformen eine bunte E-Learning-Landschaft entstanden - häufig als Spin-Offs amerikanischer Universitäten, aber auch in Deutschland: openHPI als Projekt des Hasso-Plattner-Instituts war bereits im Spätsommer 2012 mit seinem ersten MOOC ganz früh mit dabei.
Diese Seite wurde zuletzt am Montag, 12. Oktober 2020, 11:59 Uhr verändert.